Nach den bisherigen Erkenntnissen, die auch wissenschaftlich unterlegt waren, kam man zu der Auffassung, dass die Vitamine der B-Gruppe positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Diabetikern haben. Deshalb bekamen Diabetiker stets hohe Gaben an Vitamin B. Besonders dem Quartett der Vitamine B6, B12, Folsäure und Vitamin B1 schrieb man eine starke Wirkung gegen Arteriosklerose und damit gegen Schlaganfälle und Herzinfarkte zu. Der Wirkungsmechanismus der Vitamine schien klar zu sein. Nebenwirkungen waren nicht bekannt.
Nun haben kanadische Wissenschaftler im Rahmen einer Studie, bei der 238 Diabetiker mit einer Nephropathie hohe Gaben an Vitamin B erhielten, das Gegenteil festgestellt. Bei diesen Patienten erhöhte sich sogar das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen. Wie lässt sich das erklären und was ist zu tun?
Die Wirkungsweise der Vitamine der B-Gruppe
Man weiß, dass die Vitamine B6, B12 und die Folsäure die Homocysteinwerte im Blut drastisch senken. Hohe Homocysteinwerte steigern besonders bei Diabetikern das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Das Vitamin B1 wiederum reduziert zuckerhaltige Eiweiße in den Körperzellen. Auch diese gefährden in hohem Maße die Blutgefäße. So war natürlich klar, dass die Behandlung mit Vitaminen der B-Gruppe das Arteriosklerose-Risiko stark senkt, zumal beim Diabetes außerdem ein erhöhter Bedarf an Vitamin B vorliegt.
Die gegenteilige Wirkung zeigt die Gabe von Vitamin B jedoch bei einem Diabetes, der mit einer Nephropathie (Nierenschädigung) kombiniert ist. Eine solche Nephropathie ist häufig die Folge der Diabetes. Wird bei Patienten mit gesunden Nieren Vitamin B schnell wieder ausgeschieden, so ist diese Ausscheidung bei Nierenerkrankungen gestört. Deshalb erleiden diese Patienten bei Gabe von Vitamin B eine Verschlechterung der Nierenfunktion. Damit erhöht sich auch das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.
Fazit
Inwieweit eine Behandlung von Diabetikern mit Vitamin B positive oder negative Auswirkungen hat, muss im Einzelfall geklärt werden.
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