Besondes Typ 1 Diabetiker haben mit dieser Nebenerscheinung zu kämpfen: Eine leichte Unterzuckerung tritt oftmals mehrmals die Woche auf und sollte deshalb mit ausreichender Aufmerksamkeit beobachtet werden.
Als ich mit besagtem Freund, von dem ich euch im letzten Beitrag erzählt habe, einmal unterwegs gewesen bin, passierte es, dass er plötzlich ganz ,,fahrig“ wurde, immer nervöser und mir schließlich grundlos agressiv über den Mund fuhr. Huch, dachte ich etwas irritiert, bis er zielstrebig auf einen Bäcker zumarschierte: ,,Ich muss jetzt was essen!“
Da machte es dann ,,Klick“ in meinem etwas langsamen Hirn.
Unterzuckert!
Anfangs ist es für den Diabetiker noch relativ einfach, eine leichte Unterzuckerung zu ahnen, da der Körper verhältnismäßig ungewohnt reagiert. Aber im Laufe der Jahre gewöhnt sich der Körper – und somit auch die eigene, empfindsame ,,Alarmanlage“ – an eine Unterzuckerung, bis sie in einer schweren mündet, die oftmals mit Bewusstlosigkeit einher geht.
Ein weiteres Problem ist, dass die Symptone so vielfältig und nicht kalkulierbar sind. Auch variieren sie oftmals. Typische Zeichen sind beispielsweise Heißhunger, Schweißausbrüche, Nervösität, Schwäche-Gefühl, Herzklopfen, Rastlosigkeit, weiche Knie, Sprach- und auch Sehstörungen, sowie nachlassende Konzentration.
Des Weiteren sind auch Stimmungsschwankungen sehr oft der Fall! Unnötige Agressionen oder extreme Nervösität, beispielsweise.
Tückisch ist hierbei natürlich die Tatsache, dass man eine ,,beleidigte Leberwurst“ nicht sofort mit einer Unterzuckerung in Verbindung bringt. Deswegen ist es auch so wichtig, dass das persönliche, nähere Umfeld über den Diabetes Bescheid weiß und auch darüber aufgeklärt ist, wie er im Falle des Falles helfen kann.
Bei einer auftretenden Bewusstlosigkeit sollte er erst einmal in stabile Seitenlage gebracht werden, wobei ganz wichtig ist, darauf zu achten, dass der Patient gut Luft holen kann, also nichts die Luftröhre behindert.
Helfen tut dann eine Glukagonspritze, die auch vom Nachbar gesetzt werden darf, insofern er aufgeklärt ist. Das flüssige Traubenzucker, das oftmals injiziert wird, sollte aber dem Arzt vorbehalten bleiben, da dies nicht ganz ungefährlich ist.
Auch ich habe dann den Anlass genutzt, meinen Freund mal darüber auszuquetschen, was ich tun kann, wenn das passiert. Der wischte meine Bedenken einfach hinfort: Eine sehr schwere Unterzuckerung trete nicht häufig auf, alle paar Jahre mal und die leichte Unterzuckerung gehöre eben zum Leben eines Diabetikers dazu. Jedoch sollte man sie immer dazu nutzen, sich zu fragen, was man an seiner eigenen Behandlung tun kann, um dies zu verbessern. Ist man zu nachlässig? Beobachtet man seine Zuckerwerte regelmäßig genug? Wie sieht das mit dem Körpergefühl aus, kann man die Alarmanzeichen rechtzeitig erfühlen?
Und wie geht man mit Risikosituationen, beispielsweise Auto fahren, um? Und kenne ich meinen Körper so gut, dass ich weiß, was auf eine Unterzuckerung hindeutet? ,,Also, wenn ich dich das nächste Mal unsinnigerweise beschimpfe, stelle mir doch einfach ein Glas Saft vor die Nase.“ Wurde ich abschließend feixend angegrinst.
Trotz aller Leichtigkeit, mit der er mir mit seiner Krankheit begegnet – für mich war es trotz allem wichtig, zu wissen, was ich tun kann, wenn es doch einmal passiert. Aber auch aus anderen Gründen ist das Wissen wichtig: Als ,,Außenstehender“ hat man keinen ,,blassen Schimmer“ davon, wie sehr die Erkrankung in das alltägliche Leben eingreift und es beeinflusst.
Auch insbesondere durch die Unterzuckerungen, die ein ständiges ,,Wachsein“ erfordern, was den eigenen Körper betrifft. Oftmals gehen wir ja regelrecht schlampig mit unserem Körpergefühl um – das kann sich ein Diabetiker einfach nicht leisten.
Was ja auch gar nicht so schlecht ist, denn es ist niemals negativ, ein gutes, gesundes Körpergefühl zu entwickeln, da dies ja auch ernorm zum Wohlbefinden beiträgt 🙂 .
Auch ich fühle mich jetzt besser, denn auch einfach weil der Diabetes zu diesem Menschen dazu gehört, wie der Name oder die Augenfarbe, ist es wichtig, dass ich darüber Bescheid weiß. Und als Nahestehender sollte man auch unbedingt lernen, wie das richtige Spritzen von Glukagon, dem Gegenspieler von Insulin, funktioniert, denn das kann vielleicht lebensrettend sein!