Im ersten Moment ist es ein Schock, wenn das Kind die Diagnose Diabetes erfährt. Doch der Schock betrifft wohl mehr die Eltern, als ihre Kinder.
Versuchen Sie einmal, sich in die Rolle des Kindes zu fühlen: Da wird ein riesen Wirbel gemacht, alle sind aufgeregt und alles dreht sich um mich, wegen einem exotischen Wort namens ,,Diabetes“. Glauben Sie, ein Kind begreift im ganzen Ausmaß, was die Krankheit für ihn und sein Leben bedeutet? Ist es nicht vielmehr so, dass die Eltern erst einmal tief durchatmen und lernen müssen, damit klar zu kommen?
Viele Eltern reagieren in solchen Situationen mit Übervorsicht: Wenn es nach Hause kommt, wird erst einmal nach Blutzuckerwerten gefragt, anstatt ,,wie war´s denn?“ und dass Kinder vielleicht in der Schule sogar ,,gemobbt“ werden für die gewisse Mehr-Aufmerksamkeit, das geht auch an vielen Erwachsenen völlig vorbei. Das Kind ist durch die Krankheit ,,besonders“ und darauf können insbesondere Schulkinder recht bösartig reagieren. Also wird eben dem Sonderling gegen sein Schienbein getreten.
Während der/die Kleine gar nicht richtig begreift, was da eigentlich los ist, mit ihm, drehen hilflose Eltern oftmals völlig durch: Der Sprössling wird – übertrieben ausgedrückt – nur noch anhand seines Blutzuckerwertes definiert, dass es aber auch noch ein ganz normales Kind mit ganz normalen Kindheitsproblemen ist, das verliert sich im Hintergrund.
Den Gegenfall gibt es natürlich auch: Der Nachwuchs genießt die neue Aufmerksamkeit und versucht, sich damit interessanter zu machen. Da wird bei jedem Besuch gleich die Krankheit aufgetischt und mit der Fähigkeit, sich spritzen zu können, kokettiert. So sollte es natürlich auch nicht sein. Aber wie dann mit der Problematik umgehen?
Ich glaube, für diese spezielle Situation gibt es kein Patentrezept, sondern richtet sich immer nach der Persönlichkeit des Kindes. Aber in jedem Falle sollte eine völlig normale Kindheit den Umständen entsprechend und soweit wie möglich gestaltet werden. Ein Kind bleibt ein Kind! So einfach das klingt, so schwer ist das umzusetzen. Aber dabei könnte helfen, sich immer mal wieder, in die Rolle des Kindes hinein zu versetzen, versuchen, nachzuvollziehen, was in so einem Kinderkopf vor sich geht, insbesondere dem eigenen Kinderkopf – und in dieser Richtung nach einem Weg suchen, der diese Gradwanderung zu einem Abenteuer werden lässt – nicht zu einem Dauer-Frustrations-Lauf.