Bis zu 100.000 Mal am Tag schlägt unser Herz. Wenn es nicht mehr voll leistungsfähig ist und es nicht mehr schafft, im ausreichenden Maß Blut durch den Körper zu pumpen, spricht man von einer chronischen Herzinsuffizienz. Von dieser Erkrankung sind in Deutschland knapp zwei Millionen Menschen betroffen. Typ-2-Diabetiker haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Diastolische Herzinsuffizienz bei Typ-2-Diabetes
Mediziner unterscheiden zwischen zwei Formen der Herzinsuffizienz. Bei der systolischen Herzinsuffizienz liegt eine Pumpschwäche des Herzens vor. Bei der diastolischen Herzinsuffizienz ist die Füllung des Herzens in der Entspannungsphase vermindert. Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes können Veränderungen des Energiestoffwechsels zu einer diastolischen Herzinsuffizienz führen. Die Krankheitsursache liegt in einer Umstellung der Energieversorgung in der Herzmuskulatur. Wenn ein dauerhaftes Überangebot an Fetten und Kohlenhydraten im Blut vorliegt, lege das Herz seinen „Fettsäureschalter“ anhaltend um, erklärt Professor Dr. Christoph Maack von der Universitätsklinik Homburg/Saar. Es greife dann als Energiequelle nur noch auf Fettsäuren und nicht mehr auf Glucose zurück, so der Experte. Die Glykolyse werde dadurch quasi eingestellt.
Das diabetische Herz ist weniger flexibel
Ein gesundes Herz erfüllt seine Funktion in Hungerzeiten genauso zuverlässig wie in Zeiten der Nahrungszufuhr. Diese Flexibilität besitzt ein diabetisches Herz nicht. Das zeigte sich im Tierversuch mit Ratten deutlich, so Maack. Tiere mit manifestem Diabetes wurden mit unterschiedlicher Nahrung gefüttert. Das Herz favorisierte als Energiequelle stets freie Fettsäuren – der Stoffwechselweg der Glykolyse wurde nicht benutzt.
Die Folgen: Herzverfettung und Blutdruckprobleme
Die Folgen dieser Störung sind weitreichend. Auf der einen Seite müssen freie Fettsäuren, bis sie benötigt werden, nun in Herzmuskelzellen zwischengespeichert werden. Es entsteht eine Herzverfettung, die bei vielen Patienten mit Typ-2-Diabetes auch mit der vorliegenden Adipositas im Zusammenhang steht. Sie kann bereits in einer frühen Phase der Stoffwechselveränderungen zu funktionellen Veränderungen des Herzmuskels führen. Auf der anderen Seite steigt der Sauerstoffverbrauch in den Herzmuskelzellen an. Dabei erhöht sich aber weder die Kontraktions- noch die Arbeitsleistung des Herzens. Maack erklärt: „Es kommt zu einer Sauerstoff-Verschwendung“. Komplexe Kettenreaktionen führen nun dazu, dass sich der Blutdruck nicht mehr an verschiedene Belastungssituationen anpassen kann und Blutgefäße beschädigt werden können.
Ein gesunder Lebensstil ist entscheidend
Bei der Behandlung einer Herzinsuffizienz, die im Zusammenhang mit Diabetes besteht, sollte nicht nur der Blutzuckerspiegel mit Hilfe von Medikamenten gesenkt werden. Außerdem kann der Arzt bei einer Herzinsuffizienz auch das Medikament LCZ696 verschreiben.
Eine Lebensstilintervention ist aber trotz Medikamenteneinnahme unerlässlich, um den „Fettsäureschalter“ nicht dauerhaft einrasten zu lassen. Eine gesunde, ausgeglichene Ernährung kann die Herzinsuffizienz-Therapie effektiv unterstützen. Regelmäßige Bewegung und das Abbauen von Übergewicht sind weitere wichtige Therapiebestandteile.
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