Viele Menschen unserer Gesellschaft vertreten unterschwellig die Ansicht, dass Diabetiker Menschen zweiter Klasse sind, so wird heimlich die Nase über den Nachbarn gerümpft, weil ,,der hat doch selber Schuld!“.
Bei der, im Volksmund oftmals lautenden, ,,Zuckerkrankheit“ denken nicht allzu wenige Menschen sofort an zuviel Schokolade, die sich auf den Hüften des Beteiligten breit gemacht hat und nun ihren Tribut fordert.
Da wird der frisch diagnostizierte Diabetiker schnell einmal zu gesellschaftlichem Sondermüll – und damit zu einer ausgegrenzten Figur am Randgeschehen. Die Krankheit wird mitleidig belächelt, der Patient nicht mehr ernst genommen. Was die diabetische Erkrankung aber tatsächlich im Konkreten bedeutet, das möchte sich niemand so gerne genauer anhören. Fakten und Tatsachen werden schnell von der Hand gewedelt und damit ist das Thema vom Tisch.
Insbesondere Jugendliche haben es da schwer: Die sich selbst verabreichte Spritze wirkt nicht selten befremdlich auf das nähere Umfeld. Natürlich sitzt man mit der Spritze nicht gerade inmitten des Klassenzimmers – aber ganz verbergen lassen sich gewisse Tatsachen, zumindest über einen längeren Zeitraum hinweg, nicht.
Die Pupertät ist schon schwer genug, da müssen nicht auch noch Mobbing und Ausgrenzug hinzu kommen.
Da Diabetes auch in den kommenden Jahren verstärkt zunehmen wird, sollte sie auch stärker in den Blickpunkt unserer Politik und Gesellschaft treten. Viele wissen gar nicht, was Diabetes überhaupt ist. Von den verschiedenen Typen einmal ganz zu schweigen! So gesehen würde ich für Aufklärungsarbeit plädieren. Denn: ,,was der Bauer nicht kennt, isst er nicht!“ und sicherlich wären die meisten sehr viel toleranter ihren erkrankten Mitmenschen gegenüber, wenn sie einfach nur wüssten, dass Diabetes sicherlich nicht bedeutet, dass man sich ausschließlich von Kuchen und Kakao ernährt. Auch, dass Diabetes eine lebenslange Herausforderung bedeutet, die den gesamten Alltag mit einschließt, wissen viele nur bedingt. Und um den Punkt von oben noch einmal aufzugreifen: Natürlich sind Menschen mit Diabetes keine aus zweiter Klasse, logisch, so wollte ich doch nur mit der Aussage provozieren. Aber diese Selbstverständlichkeit muss stärker in den Köpfen verankert sein, denn mit der Diagnose zu leben ist schon schwer genug – die Meisterung dieser Aufgabe sollte die Gesellschaft zu würdigen wissen!