Zumindest Diabetes Typ 2 ist mittlerweile schon eine Volkskrankheit. Da kann es schon mal passieren, dass einem so manches Mal Kuriositäten begegnen… 😉
Ich komme gerade vom Einkaufen nach Hause (wohl bemerkt – ich wohne in einem Wohnheim), packe meine Einkäufe gedankenversunken in die Tiefkühltruhe, als ich es auf dem Herd brutzeln und sprotzeln sehe. Noch bevor ich reagieren kann, schwingt die Küchentür auf und ich werde von einem Mädchen angestrahlt. ,,Ich koch mir gerade etwas zu essen.“ Ja, das sehe ich. Ratloser Blick weiterhin meinerseits. Sie lächelt tapfer und fügt dann erklärend hinzu:
,,Ich bin Diabetikerin.“ Oh! Achso! Ich möchte schon begeistert ausrufen, dass ich einen Blog zu diesem Thema betreue, ich hole schon tief Luft, um ordentlich loszulegen, vielleicht kann man sich inspirieren, austauschen, als sie weiterredet:
,,Also, nur für eine Woche!“ Hä?
Sie ist in der Krankenschwestern-Ausbildung und kocht sich gerade ein gesundes Nudeltopfgericht, wobei sie vorher brav und mühselig die BE´s ausgerechnet hat. Aufgeregt erklärt sie mir, wie anstrengend es ist und dass sie schon jetzt die Nase voll vom Essen hat. Und dabei ist heute gerade mal der erste Tag und 12 Uhr mittags! ,,Das kann ja noch heiter werden!“ Lacht sie und bietet mir etwas von ihrem organgenen Brotzeltopf an. Ich verneine, erzähle von dem Blog und schon befinden wir uns mittendrin in einer Unterhaltung, wo wir uns wichtigtuerisch über Dinge austauschen, von denen wir eigentlich keine richtige Ahnung haben.
Dabei erfahre ich, dass das Teil der Schwesternausbildung ist. Sich hinein versetzen können in die Alltagsprobleme der Patienten. Sie dadurch ernst nehmen lernen. Und fühlen, wie schwer das ist. Ein interessantes Projekt, von dem sie mir da erzählt hat, wie ich finde. Und verdeutlicht mal wieder, wie sehr Diabetes schon den Aufmerksamkeitsgrad bestimmt. Besonders Diabetes Typ 2 breitet sich epidemieartig aus.
Am Ende hielt sie – nicht ganz ohne Stolz – ihren Finger in die Höhe. ,,Der tut höllisch weh, das kann ich dir sagen. Und dabei ist heute gerade mal der erste Tag!“ – Vielleicht ist auch genau deshalb dieses Projekt ein Teil der Ausbildung. Diabetiker werden oft und gerne unterschätzt. Und nicht ernst genommen. Diabetes ist ja keine sichtbare Krankheit in dem Sinne, keine Behinderung, die wie ein Schildchen auf der Stirn klebt. Sondern sie ist ein unsichtbarer, stiller, aber immer anwesender, Begleiter, der viel Aufmerksamkeit fordert und viel abverlangt. Sich in den Finger zu pieksen, ist dabei nur ein winziger Aspekt, ein winziges Mosaik-Teilchen von einem riesigen Gebilde…