Als Diabetiker muss man regelmäßig seinen Blutzuckerwert selber messen. Das ist ja soweit klar. Oder…?
Die Blutzuckermessung wird als das kleine Übel in der Diabetes-Therapie betrachtet. Als nervende, aber notwendige Tätigkeit. Immer wird sie mit Verachtung gestraft, dabei vergessen wir allzu häufig, dass ohne sie eine Therpie überhaupt nicht möglich wäre. Dass wir, ohne die Möglichkeit, den Zucker zu messen, nicht einfach nur aufgeschmissen wären, sondern wir auch nicht in der Lage, unser Leben so normal zu gestalten, wie wir es jetzt eben tun.
Und so alt, wie wir sie für selbstverständlich nehmen, ist sie auch noch nicht. Zarte fünfzig Jahre hat sie auf dem Buckel, was in medizinischer Zeit gesehen noch nicht viel ist. Eigentlich gar nichts. Hätten Sie vor sechzig Jahren Diabetes diagnostiziert bekommen, Sie hätten wahrscheinlich mit Folgeerkrankungen zu kämpfen gehabt. Denn das blöde an diesem Zucker ist ja, dass man ihn nicht sehen kann. Und oftmals auch nicht bemerken, wenn er zu hoch ist. Und gerade ein zu hoher Wert führt zu den gefürchteten Erkrankungen. Die Blutzuckermessung hat eine selbstständige Therapieform also erst überhaupt möglich gemacht. Und auch die Dramatik konnte weitgehends damit eingedämmt werden, da auf diese Weise ein Diabetiker steinalt werden kann 🙂 .
Aber besonders für lustlose Typ 2 Diabetiker kann die Blutzuckermessung sinnvoll sein. Auch, wenn sie (noch) nicht Insulin spritzen müssen, so spritzt die Messung vielleicht permanent eine kleine Dosis Motivation, auf seinen Wert aufzupassen. Denn zu einem Erfolg gehört ja, dass man ihn auch als solchen erkennt. Und das tut man bei Diabetes Typ 2 in der Regel nicht, denn auch wer abgenommen hat, spürt nicht am eigenen Leibe, ob seine Einstellung sich verbessert hat. Mit einer Messung jedoch kann er regelmäßig festhalten, inwiefern die Änderung der Lebensgewohnheiten auch eine Änderung des Risikos bewirkt hat. Deshalb hoffe ich sehr, dass die Kassen das auch weiterhin genauso sehen und das bewilligen.
Also sollten wir die Blutzuckermessung als willkommenen Gast empfangen, da wir uns mit seiner Hilfe ein großes Stück Freiheit erkaufen können, welches uns das Gefühl gibt, wieder (fast) normal – wie jeder andere auch – leben zu können. Wenn auch mit einigen Einschränkungen. Daher sollte er auch nicht schlampig durchgeführt werden, sondern konstant und regelmäßig. Jedoch kann auch zu hohe Messung dazu führen, dass man den sprichwörtlichen ,,Wald vor lauter Bäumen“ nicht mehr sieht. Aber das lernt ein Diabetiker schnell zu unterscheiden und richtig abzuwägen.