Wer an einem diabetischen Fußsyndrom leidet, sollte vorsichtig sein bei der Wahl der Ärzte: Oftmals wird eher amputiert, anstatt dass der Fuß erhalten wird!
Unsere Füße sind ein wichtiges Körperteil, sie tragen uns jeden Tag vorwärts, sie rennen und hüpfen mit uns und machen einen großen Teil unserer Lebensqualität aus. Umso schlimmer, wie sie behandelt werden: Kaum beachtet fristen sie ihr Leben in engen Tretern, hochhackigen Waffen und dürfen beinahe nie frische Luft schnappen.
Doch gerade Diabetiker sollten hier ihr Augenmerk öfters mal auf die beiden Kumpels unten werfen: Das Kribbeln, ähnlich wie tausend Krabbeltiere, ist nämlich zumeist ein ernsthaftes Warnzeichen und ein Indiz dafür, dass die Durchblutung des Fußes erheblich gestört ist.
Da heißt es, sofort zum Arzt gehen!
Und da fängt das Dilemma meist schon an, denn der normale Hausarzt kennt sich nicht so gut aus, wie der Diabetologe und kennt diverse Zusammenhänge einfach nicht. Oftmals wird der diabetische Fuß nicht ausreichend beachtet und falsch behandelt. Zur Konsequenz hat das in Zahlen genannt, dass fünfzig Prozent der Amputationen unnötig sind und vermeidbar gewesen wären! Deutschland wird in diesem Zusammenhang auch als ,,Entwicklungsland“ benannt. Mit Recht, meiner Meinung nach.
Es gibt noch mehr Probleme, denn für dieses Krankheitsbild gibt es auch keinen wirklich zuständigen Arzt. Wer mit dem diabetischen Fußsyndrom behandelt werden muss, wird manchmal von einem Chirurg und manchmal vom Hausarzt betreut. Aber keiner kennt sich wirklich aus bzw. wirklich ernst genommen kann sich der Patient da auch nicht fühlen.
Denn genau das ist die Misere: Niemand nimmt diese Folgeerkrankung richtig ernst!
Und niemand fühlt sich zuständig, daran etwas zu ändern.
Der letzte Punkt, den ich aufführe, ist dabei wohl auch der schlimmste. Es ist schlichtweg günstiger, zu amputieren, anstatt den Fuß oder das Bein oder die Zehen zu erhalten. Ein Patient, dem ein Körperteil einfach abgeschnippelt wird, der kann ja nach vierzehn Tagen wieder entlassen werden und muss in die Reha. Das aber bezahlt ja die Kasse. Wie schön, wieder Geld verdient.
Unfassbar? Leider die traurige Realität. Denn jemand, dem etwas erhalten werden soll, der muss mindestens acht Wochen lang stationär behandelt werden. Sowas ist eben teuer.
Ich bekomm wirklich die Krise, wenn ich solche Fakten lesen muss. Wie kann es sein, dass der Mensch so geldgierig ist, dass ein Patient nur noch als goldene Melkmaschine betrachtet wird? Da hat jemand Schmerzen, da leidet jemand, da hat jemand Angst und er geht ins Krankenhaus, in der Hoffnung, dass dort alles dran gesetzt wird, ihm zu helfen – und was passiert? Die Ärzte kennen sich erstens nicht richtig aus, zweitens wollen sie den Patienten ganz flott wieder loswerden, weil er Geld kostet oder man an ihm nichts verdienen kann. Und drittens, naja, schneiden wir ihm eben den Fuß ab. Mir wird schlecht, wenn ich daran nur denke.
Diabetes ist ohnehin nicht einfach und als Diabetiker hat man sowieso schon allerhand Ängste aufgrund von Folgeerkrankungen auszustehen – da erscheint mir der Gang in ein Krankenhaus ja wirklich als Psychoterror. Denn genau das ist es doch. Oder denkt ein Chirurg darüber nach, wie es dem Patienten in den nächsten drei Jahren psychisch ergehen wird, wenn er eben das nicht mehr kann – gehen, bevor er das Messer ansetzt? Ach nee, ich vergaß ja, eigentlich ist der ja gar nicht zuständig. Weil niemand für solch unangenehmen Dinge zuständig sein möchte.